Die schöne Galathée in Dresden
Zum ersten Mal seit undenklichen Zeiten kommt Suppés kleines Meisterwerk „Die schöne Galathée“ wieder in einer „Vollversion“, d. h. mit einem vollständigen Orchester auf eine richtige deutsche Bühne und nicht etwa nur in einer Studioaufführung mit Klavierbegleitung oder sonst wie stark geschrumpfter Instrumentalbesetzung in einem kleinen Kellertheater.
Möglich macht es die Staatsoperette Dresden, welche die einaktige Operette seit dem 27.10.2018 insgesamt 17-mal bis zum 30.06.2019 aufführt. Und wie schon Suppés Biograph H.D. Roser glaubt offenbar auch die Staatsoperette daran, dass heutzutage, wo die Zuschauer auf den Sendungsrhythmus des Fernsehens eingespielt seien, auch Einakter wieder eine Chance hätten. Dass sie als fachspezifisches Operettenhaus die „Galathée“ ausgerechnet mit einer (komischen) Oper, nämlich mit Puccinis „Gianni Schicchi“ statt etwa mit einem weiteren Suppé Einakter (oder einem von Offenbach) kombinieren, ist aus unserer Sicht etwas schade.
Und offenbar geht es auch nicht, ohne das Stück in die heutige Zeit zu versetzen, wo doch lt. Ganymeds Couplet bei den Griechen schließlich alles so „klassisch, klassisch, klassisch“ ist. Pygmalion ist ein moderner, Joint rauchender Hippie-Künstler, ständig high bzw. lasch, sodass es nicht verwundert, dass die zum Leben erwachte Statue Galathée ihr Glück beim jungen Praktikanten Ganymed sucht, der, fast schon anachronistisch, wie schon bei der Premiere 1865 als Hosenrolle angelegt ist.
Wirklich klassisch geht’s dagegen musikalisch zu, so jedenfalls Operettenforscher Stefan Frey, der dem Orchester und Dirigenten im Operettenboulevard des BR Klassik (Sendung vom 28.10.2018) bescheinigt, besonders die Italianitá herausgearbeitet zu haben und im Übrigen die gesamte Inszenierung als rundum gelungene Sache bezeichnet.
Uwe Aisenpreis
Oktober 2018