Suppé in Büchern

Suppé in Büchern

Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé - Werk und Leben

100% Präsenz hat Suppé natürlich in seiner jüngsten Biographie, erschienen 2007 bei der Edition Steinbauer, Wien. Seit 1905 die erste Biographie in Westdeutschland (seit 1977 in Ostdeutschland).

Roser zeichnet das Bild eines, trotz einiger Eigenheiten, sympathischen Künstlers, der ganz im Gegensatz zum strahlenden Idol seiner Zeit, Johann Strauß, pflichtschuldigst seiner Arbeit im "Dunkel des Orchestergrabens" nachgegangen ist...

Dieses Buch ist ein Muss für jeden Suppé Fan.

Eine ausführliche Würdigung dieses Buches findet sich im Artikel: 

Otto Schneidereit: Franz von Suppé - Ein Wiener aus Dalmatien

Nur noch als Antiquariat zu haben ist diese Biographie, erschienen in der ehemaligen DDR im Jahre 1977. In den biographischen Details unterscheidet es sich nicht wesentlich von Rosers Biographie. Was im Vergleich dazu fehlt sind die bei Roser häufig detaillierten Werkbeschreibungen mit Aufzählung der einzelnen Musiktitel, sowie ein generelles Werkverzeichnis, eine Zeittafel, oder ein Verzeichnis von Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen. Dagegen kann das Buch mit einer umfangreichen Bebilderung aufwarten, die wiederum in Rosers Buch vollständig fehlt.

Volker Klotz: Operette - Portrait und Handbuch einer unerhörten Kunst

In diesem inzwischen zum Standardwerk der Operette avancierten dicken Wälzer ist Suppé mit drei Operetten etwas unterrepräsentiert. Zugegeben, Suppé hat nicht allzu viele auch heute noch lebensfähige Operetten hinterlassen, aber wenn es das Bestreben dieses Buches ist, auch vergessene Operetten wieder zur Aufführung zu empfehlen, hätten zumindest die Banditenstreiche, ob in der Originalfassung oder in der erweiterten dreiaktigen Fassung, noch mit hineingehört. Dankenswerterweise kommt Fatinitza bei Klotz gut weg. In einem Anhang "Weitere Vorschläge für Spielpläne" (unter dem Vorbehalt einer textlichen Überarbeitung) werden dann die Banditenstreiche doch noch aufgeführt, weiterhin die Operetten: Das Pensionat, Zehn Mädchen und kein Mann, Leichte Kavallerie, Donna Juanita, Der Gascogner, Die Afrikareise und Bellmann, nicht aber die vom Suppé Biograph H.D. Roser wärmstens empfohlene Operette Der Teufel auf Erden. Dagegen führt Klotz noch die Reise um die Erde in 80 Tagen auf. Das ist ein wenig merkwürdig, denn dies ist gar keine Operette sondern ein Ausstattungsstück mit Musik nach dem Roman von Jules Verne, eines jener 187 Stücke also, wie sie Suppé vor und parallel zu seiner Operettenzeit vertonte. Natürlich wird Boccaccio durch Volker Klotz als großes Meisterwerk gebührend gewürdigt. Schade nur, dass  die Operette es nicht in den ersten Teil seines Buches geschafft hat, in welchem Klotz einzelne, herausgehobene Werke unter verschiedenen Gesichtspunkten näher betrachtet. Eine Würdigung unter dem Aspekt "Vertonte Weltliteratur" wäre beispielsweise angemessen gewesen.

Teresa Hrdlicka: Das kaiserliche Sommertheater in Bad Ischl. 


Dieses Buch behandelt die sehr interessante Geschichte des Bad Ischeler Theaterlebens mit Schwerpunkt auf die Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I, der seit 1849 den Kurort zur Sommerresidenz erwählte. In diese Periode fiel auch Blütezeit der neuen Kunstform Operette, die auch in höchsten Kreisen sehr beliebt war und daher auch den Löwenanteil vor Oper, Schauspiel oder Possen ausmachte. Zur Aufführung gelangten die Werke aller Komponisten, die Rang und Namen hatten, wie Offenbach, Suppé, Strauß, Millöcker, Leqoc, Hervé, Sulllivan, Léhar, Fall, Straus und viele mehr. 


Zu Aufführung von Werken Franz von Suppés erfahren wir u.a. Folgendes: 

  • Die schöne Galathée , obwohl erst 1871, also 6 Jahre nach der Uraufführung, in Bad Ischl aufgeführt, konnte sich sensationelle 17 Saisonen auf den Spielplänen halten. 
  • Fatinitza , 1877 als zweite Novität neben Lecoqs Giroflé Girofla aufgeführt, überflügelte bei weitem das französische Werk und wurde in Bad Ischl 25 Jahre lang gespielt. 
  • Boccaccio wurde 1879 zum Zugstück des Ischler Kurtheaters. Leider fehlt hier im Unterschied zu Fatinitza die Angabe über die Laufzeit in Bad Ischl, nur so viel, dass die Operette 1895, im Todesjahr Suppés, zu einem Klassiker des Repertoires zählte. Des weiteren wird noch über einen Rezensenten berichtet, der von einer Boccaccio Aufführung desselben Jahres geradezu überwältigt war. 
  • Nach Donna Juanita 1880 gab es in Ischl keine Novität mehr von Suppé als Folge davon, dass seine nachfolgenden Operetten in Wien nicht mehr so gut ankamen.  Donna Juanita selbst wurde nochmals 1904 mit großem Erfolg aufgeführt. 
  • Nach 1889 gab es einen Mangel an Nachschub brauchbarer Operetten, da sich die beide großen Lieferanten, Johann Strauß und Franz von Suppé in einer langjährigen Schaffenspause befanden. Nur Carl Millöcker produzierte noch laufend Werke, wenn auch nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. 
  • Suppés posthume Operette Das Modell wurde in Bad Ischl erstmals 1900 (5 Jahre nach der Uraufführung in Wien) aufgeführt (das steht nur im Anhang) und 1909 stand sie als einzige ältere Operette auf dem Programm, das nun von Werken der Komponisten Franz Lehár, Leo Fall oder Oscar Straus dominiert wurde. 

Sabine Schneller - Guido Herrmann (Hrsg.): "'Dein Tänzer ist der Tod"

Das Buch erzählt die Geschichte des heutigen Friedrichstadt-Palastes während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, in welcher er in “Theater des Volkes” umbenannt wurde. In einem kurzen Rückblick behandelt das Buch auch die Vorgeschichte des Palastes, der ursprünglich 1868 als Markthalle vorwiegend aus Eisenstahl und Glas erbaut wurde. Nach deren frühem Aus wechselte das Gebäude auch mit mehrmaligen Umbauten ständig seine Bestimmung, mal als Arsenal, mal als Zirkus, mal unter Max Reinhardt zum Großen Schauspielhaus.  

Ein großes Problem des Gebäudes zur Nutzung als Theater war schon von Anfang an seine Größe. Max Reinhardt versuchte dem mit monumentalen Inszenierungen von Klassikern, wie z.B. Schillers Wallenstein zu entgegnen. Aber es gab nicht viele Stücke, die sich dafür eigneten; am besten funktioniere es mit den großen Operettenrevuen, die Eric Charell dort inszenierte. 

Diese Erfahrung mussten auch die Nationalsozialisten machen, nachdem sie nach der Machtübernahme den emigrierten Besitzer Max Reinhardt enteignet und das Gebäude zum "Theater des Volkes" umfunktioniert hatten. Das Theater sollte einerseits Propagandazwecken dienen andererseits dem einfachen Volk durch ermäßigte Eintrittskarten die deutschen Klassiker näherbringen. Beides kam beim Publikum nicht gut an. Letztlich stellte man fest, dass das Haus am besten mit großen Revueoperetten funktionierte, mit denen schon der ebenfalls emigrierte Eric Charell großen Erfolg gehabt hatte. 

Nun gab es aber ein neues Problem: die meisten dafür in Frage kommenden Operetten hatten jüdische Autoren und waren inzwischen verboten. Anfangs behalf man sich mit den unverdächtigen Klassikern wie Suppé, Strauß, Millöcker, Zeller. Deren Werke mussten aber revueartig umgearbeitet werden.  

Gleich zu Beginn dieser Phase landete man mit der Umarbeitung von Suppés wenig bekannter Operette Die Afrikareise in ein Werk namens Abenteuer in Afrika einen Misserfolg. Die Musik kannte damals schon keiner mehr; die Umarbeitung und die Aufführung waren schlecht. Erfolgreich waren hingegen u.a. Eine Nacht in Venedig und Der Zigeunerbaron von Strauß, Der Bettelstudent von Millöcker, der aber nach Kriegsausbruch nicht mehr in Polen spielen durfte, Zellers Der Vogelhändler und Suppés Boccaccio, bei dessen Neufassung allerdings nur ein Gerippe des Originals übrigblieb. 

Da aber mit diesen angepassten Klassikern allein die verbotenen Werke nicht ersetzt werden konnten, mussten neue Werke geschaffen werden, natürlich nur von arischen Autoren. Hierbei entstanden dann auch regelrechte Plagiate des Weißen Röß’l wie z.B. Himmelblaue Träume von Robert Stolz oder Saison in Salzburg von Fred Raymond. So gut wie keines dieser in jener Zeit entstandenen Werke steht heute noch auf den Spielplänen der Theater. 

Das Buch bietet natürlich noch wesentlich mehr und vor allem brisante Aspekte aus dieser Zeit, welche dieser Artikel in diesem Rahmen nicht alle aufzeigen kann. Es ist jedenfalls ein sehr aufschlussreiches und empfehlenswertes Buch. 
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