Labels: 1. Cantus Line, 2. HAfG
Auf beiden der hier abgebildeten CDs befindet sich die gleiche "historische" Aufnahme aus dem Jahre 1949, entsprechend ist die Tonqualität, die bei solch älteren Aufnahmen häufig einen stumpfen und kratzbürstigen Orchesterklang mit sich bringt. Nicht nur dadurch, sondern auch durch oft arg forcierte, insgesamt aber sehr unausgeglichene Tempi geht so manche Feinheit der Partitur verloren. Die sängerischen Leistungen sind recht unterschiedlich. Herausragend Meta Maria Kropp in der Nebenrolle der Beatrice. Franz Fehringer als Boccaccio transponiert etwas zu oft "über die Noten", was nicht immer mit dem Gesang der Partner(innen) harmoniert. Willy Hofmann ist der einzige der Sänger, der auch seinen Dialog selbst spricht. Wie bei Aufnahmen jener Zeit üblich, hat man dies den anderen Sänger(innen) nicht zugetraut.
Diese Produktion ist auch einer jener Funkbearbeitungen, die nicht ohne zusätzlichen Sprecher auszukommen glaubt. Durch die positiv zu vermerkende gute Textverständlichkeit bei den meisten Sängerinnen und Sängern und die ausführlichen Dialoge wird der Witz der Handlung ohnehin deutlich genug, sodass man auf diesen Sprecher öfter hätte verzichten können. Zusätzlich ärgerlich wirkt, dass durch eben jenen Sprecher hin und wieder einige Musiktitel nicht voll ausgespielt oder von diesem unterbrochen werden. Dass der Funkbearbeiter Just Scheu, der sich ansonsten nahe am Original hält, den Schluss leicht verändert hat, fällt nicht so sehr ins Gewicht, zumal seit langem schon der Originalschluss mit der Commedi dell'arte dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.
Die ausführenden Künstler im einzelnen: Franz Fehringer, Magdalena Karrer, Meta Maria Kopp, Maria Madlen Madsen, Else Tegetthoff, Carl-Heinz Graumann, Karl-Eberhardt-Hardt, Herbert Hess, Werner Schmidt, Willy Hofmann. Es spielt das Sinfonieorchester des HR / Kurt Schröder.
Auf der zweiten CD (HAfG) befinden sich als Bonus noch zwei Querschnitte:
Fatinitza. Diese Rundfunkproduktion der DDR aus dem Jahr 1958 fällt durch ein preußisch flottes Tempo auf, das aber ebenso einige Feinheiten der Partitur schleift. Hervorragend ist jedoch die Textverständlichkeit. Es fehlen aber in diesem "Querschnitt" einige Nummern, so auch sämtliche des 3. Aktes und damit auch die Glockenarie und das Ensemble mit dem Fatinitzamarsch.
Banditenstreiche. In diesem Querschnitt mit dem Rundfunkorchester Hamburg, Richard Müller-Lampertz, mit Melita Muszely und Heinz Hoppe, gibt es gegenüber der sog. Gesamtaufnahme von Walhall (wird zu einem späteren Zeitpunkt besprochen) einen zusätzlichen Musiktitel, der insofern interessant ist, weil er ursprünglich aus Donna Juanita stammt, von der man sonst nie etwas hört ("Ach, ich stell es mir so schön vor").