Geistliche Requiem









Requiem in d-moll (Missa pro Defunctis)

für Soli, gemischten Chor und Orchester 
Uraufführung 22.November 1855 in der Piaristenkirche, Wien
Das Requiem komponierte Suppé aus Anlass des Todes seines ersten Direktors und Förderers Franz Pokorny, der am 5. August 1850 verstorben war. Uraufgeführt wurde das Werk dann zum Gedenken fünf Jahre danach.
Pressestimmen

Das erstaunliche Werk blieb bisher gemeinsam mit anderen geistlichen Kompositionen Suppés eine Fußnote der Musikgeschichte. Seine Qualität rechtfertigt diese untergeordnete Position allerdings kaum: Wenn es auch nicht den Tiefgang erstklassiger Vertonungen wie derjenigen von Mozart oder Verdi erreicht, so kann das Werk doch mit zahlreichen anderen Requiems mühelos mithalten. Für Irritationen sorgt nach wie vor wohl schlichtweg der Name des Komponisten, den man gewöhnlich mit leichter Operettenmusik in Verbindung bringt. Das Requiem steht musikalisch ganz abseits dieser anderen Lebenswirklichkeit Suppés, hinsichtlich seines Anlasses allerdings nicht: Es entstand 1855 im Angedenken an den 1850 gestorbenen Franz Pokorny, der als Direktor des Theaters an der Wien und Dirigent am Josefstädter Theater viel für die Bühnen-Karriere des aus dem dalmatinischen Split eingereisten Belgisch-Österreichers getan hatte. ...

Das Werk offenbart eine überraschende Eloquenz und Leichtigkeit hinsichtlich seiner musikalischen Faktur... Hervorragend zum Vorschein kommt ... die polyphone Struktur der Musik, die auf von Suppés Lehrzeit bei dem berühmten Tonsatzlehrer Simon Sechter (auch Schubert und Bruckner waren bei ihm) verweist und ansonsten wenig mit seinem Operetten-Stil gemein hat. Suppé vertont stets nah am Text; das "Tuba mirum" z. B. wird von drei Posaunen eingeleitet und, ähnlich wie bei Mozart, vom Basssolisten vorgetragen. Der Eingangssatz hat einen edlen marschartigen Charakter, der am Ende des Werks wieder aufgegriffen wird. Das "Dies irae" bringt es trotz obligatorischer Streicher-Tremoli nicht zu jenem lähmenden Ausdruck des Schreckens, zu dem Verdi fand; spektakulärer sind die großen, expressiven melodischen Bögen, die Suppé immer wieder einmal auszuspannen versteht.

Michael Wersin, 11.01.2003

Quelle: Rondo, Magazin für Klassik und Jazz

Ein Requiem aus der Feder des Operettenkomponisten Franz von Suppé? Was wird das schon sein? Vielleicht liegt es ja an solchen und ähnlichen Vorurteilen, dass das Requiem von Franz von Suppés bisher so gut wie nie aufgeführt wurde und damit auch so gut wie unbekannt geblieben ist. Von Franz von Suppé kennt man eher die "Leichte Kavallerie"...

Höchst eindrucksvoll, an einen Trauermarsch erinnernd, mahnt das Orchester zu Ernsthaftigkeit und innerer Einkehr, bevor erstmals der Chor einsetzt: "Herr, gib ihnen die ewige Ruhe". Die Schrecken des Todes werden überstrahlt werden vom hell leuchtenden ewigen Licht und von der Gewissheit der göttlichen Liebe. [...] Ein Werk, das in der Rückschau von Mozarts Requiem inspiriert ist und bereits die Brücke baut zur erst 20 Jahre später entstandenen "Messa da requiem" von Giuseppe Verdi. Auch Suppés Werk trägt opernhafte Züge bis hin zu Elementen, die der Tanz- oder gar der Militärmusik entlehnt sind. Und doch hat es eine große eigenständige Substanz. In knapp 75 Minuten durchschreitet diese Seelenmesse einen wahren Kosmos dramatischer und gefühlvoller Momente. Die Schönheit, die ihr innewohnt, lässt immer wieder aufhorchen und kein Zuhörer wird sich der berührenden Kraft dieser Musik entziehen können.

Jürgen Seeger, 30.03.2013

Quelle: www.br.de/radio/br-klassik

...welche Überraschung – zu erleben war ein monumentales Werk, dem von Verdi in seiner Intensität nicht unähnlich (Verdi schrieb sein Requiem erst 20 Jahre später), und gleichzeitig eindeutig einem berühmten Vorbild, dem Mozart-Requiem, verpflichtet. 

...Franz von Suppè war ein Meister der Orchestrierung, ein Könner hinsichtlich gut klingender Vokallinien und ein Beherrscher polyphoner Kompositionstechniken: Großartig sind die Chorfugen, wirkungsvoll die Chorblöcke und farbenreich seine melodische Erfindung.

Viktoria Selbert, 26.11.2019

Quelle: Wormser Zeitung

historische Pressestimme
aus Neue Wiener Musik Zeitung vom 25.12.1856
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