Inhalt
Ort: San Sebastian im Jahr 1796 während der französisch/englischen Kriegshandlungen um die Vorherrschaft in Spanien.
Petrita, die Schwester eines spanischen Gastwirtes, ist in den Gefangenen Gaston Dufaure, Capitän im französischen republikanischen Heer verliebt. Don Pomponio, der Alcalde von San Sebastian, der mit den englischen Besatzungstruppen unter dem Kommando von Sir Andrew Douglas kollaboriert, ist hinter Petrita her und will deshalb Gaston als Kriegsgefangenen in sein Haus holen, um ihn bei ihr auszuschalten. Seine Frau Olympia, eine ehemalige Tänzerin, hat aus ganz anderen Gründen ebenfalls eine Auge auf Gaston geworfen. Riego, der Evangelista (oder öffentliche Schreiber) des Ortes, muss sowohl für Don Pomponio als auch für Olympia Liebesbriefe an Petrita bzw. Gaston verfassen. Später überredet er Gaston, auf das Liebeswerben Olympias zum Schein einzugehen, um die geplanten Anschläge der Engländer in Erfahrung zu bringen, da Olympia in ihrem Damenkränzchen Pläne gegen die Franzosen ausheckt. Da tritt René, Gastons jüngerer Bruder auf. Er erzählt, dass er, nachdem er sich im Scherz in Frauenkleidern als Donna Juanita verkleidet seinem Vorgesetzten ein Rendezvous gegeben hatte, zu Strafe auferlegt bekommen habe, als Spion in Spanien zu agieren. Zur Tarnung will er weiterhin als Donna Juanita auftreten. In dieser Aufmachung verdreht er nun Sir Andrew und dem Alcalden, aber auch weiteren Männern den Kopf. Dies führt zu verschiedenen Eifersuchtsszenen, zumal er sich auch einen Spaß erlaubt und gegenüber Petrita erklärt, er sei Gastons Ehefrau und hätte zusammen mit ihm drei Kinder. Schließlich kann er in seiner Verkleidung an Olympias Damenkränzchen teilnehmen und erfährt so, dass englische Soldaten, als Pilger verkleidet, auf eine Losung hin zur Verstärkung in die Stadt eingelassen werden sollen. Durch die Weitergabe dieses Planes an Riego kann er von den Verschwörern dahingehend geändert werden, dass jetzt französische Soldaten statt der englischen eingelassen werden.
Am nächsten Tag begeht man das Jamaikafest, bei dem Erwachsene Kinder und die Kinder Erwachsene spielen sollen. Während dieses Festes, an dem sich auch die englischen Besatzer beteiligen, ziehen die Franzosen, ermöglicht durch die bereits eingelassenen falschen Pilger, in die Stadt ein und überwältigen die Besatzer. René wird zum Leutnant ernannt, Gaston und Petrita hatten sich zuvor wieder versöhnt
Kritik am Textbuch
Dem Textbuch wird in erster Linie angekreidet, dass es geradezu eine Kopie von Fatinitza
darstelle. Gewiss - wieder haben wir eine Frau, eine Sängerin, die einen Mann darstellt, der eine Frau darstellt. Und wieder haben wir kriegerische Handlungen, diesmal zwischen den revolutionären Franzosen und den reaktionären Engländern, und zwar in Spanien. Aber man könnte statt von einer Kopie auch von einer Variation sprechen. Denn in Fatinitza
ist eben jene Frauen-/Männerrolle die Hauptperson und der Reporter ist der Helfer in allen schwierigen Lagen. In Donna Juanita ist der/diese zwar der/die Titelheldin, aber eigentlich schlüpft er/sie eher in die Rolle des Helfers, während die Hauptpersonen - ja, das ist dann eigentlich der zweite Vorwurf, denn es ist nicht ganz eindeutig, wer die Hauptpersonen wirklich sind. Denn Gaston und Pertrita als Liebespaar haben eigentlich doch eher nur Nebenrollen. Gerügt wird also, wohl zu recht, dass keine starke Haupthandlung mehr vorhanden ist und Nebenhandlungen sich gelegentlich verselbstständigen.
Musik
Die musikalische Qualität der Donna Juanita beurteilen zu wollen, ist ein schwieriges Unterfangen, da heutzutage so gut wie nichts mehr von ihr gespielt wird. Es gibt auf verschiedenen CDs eine Ouvertüre und einen Juanita Marsch, beide sind aber keine besonderen Meisterleistungen.
So sind wir denn zunächst einmal auf Aussagen anderer angewiesen. Die minutiöse Aufzählung der einzelnen Nummern in der Suppé-Biographie von H.D. Roser enthält keinerlei Wertungen und obwohl in der Werksbeschreibung vorwiegend negative Kritiken zitiert werden, fielen die Beurteilungen der zeitgenössischen Wiener Presse überwiegend positiv aus. Der Suppé Biograph aus der ehemaligen DDR, Otto Schneidereit, schreibt einerseits: „Suppé gelang eine ausgezeichnete Musik...”, bemängelt aber andererseits: ”...hinter der großen Gebärde steht nichts Gleichwertiges an melodischem Einfall und handlungsgemäßer Grundlage.“
Von einer Aufführung der Donna Juanita
des St. Petersburger Musical Comedy Theaters vom 24.11.2006 gibt es eine Amateur-Videoaufnahme mit miserabler Bild- und Tonqualität. Eine Rundfunkproduktion des russischen Rundfunks aus dem Jahre 1968 mit guter Tonqualität ergänzt die Möglichkeiten einer Beurteilung. Vergleiche mit dem Original-Klavierauszug ergeben aber, dass beiden Produktionen eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Bearbeitung zugrunde liegt. Dennoch lassen sich die übrig gebliebenen Musiktitel daraus gut bewerten. Für die nicht verwendeten Titel bleibt dafür nur der computergestützt hörbar gemachte Klavierauszug. Als Fazit aus diesen drei Quellen ergibt sich folgendes (Klang)-Bild:
Die Operette enthält eine ganze Reihe schöner und origineller musikalischer Einfälle. Überzeugend sind, wie auch schon einige Kritiken betonten, die beiden großen Finale I und II mit einem zündenden Revolutionslied im ersten und einem großen Tamborinspektakel im zweiten Finale. Es gibt außerdem einen mitreißenden Bolero schon in der Introduktion, ein spanisch akzentuiertes Trinklied, eine temperamentvolle Serenade der Studenten in der zweiten Introduktion, ein heroisches Kampflied mit einem wohlklingenden, effektvollen Marsch, ein maurisches Duett, ein herrlich komisches, der Opera buffa nahestehendes Quintett und auch einige burleske Nummer wie z. B. das Auftrittsduett des Alkalden mit dem englischen Statthalter oder dem sehr komischen Couplet der ehemaligen Balletttänzerin Olympia. Gerade die Vielzahl komischer Nummern in dieser Operette erwecken den Eindruck, als habe sich Suppè diesmal mehr als zuvor an der burlesken Komik Offenbachs orientiert. Eine der zeitgenössischen Kritiken formuliert dies so: „[...] er hat in dieser Operette mehr gewagt als sein Vorgänger Offenbach. [...] Keiner ist so sehr dazu berufen, für das heitere Singspiel an Stelle Offenbachs einzutreten, wie Suppè.“.
Dass allerdings die Musik ”ganz auf der Höhe des Boccaccio”
stünde, wie der Kritiker der Zeitung Die Presse
schreibt, ist dann doch etwas der Ehre zu viel. Realistischer ist da schon, wie das Neuigkeits-Weltblatt
vom 24.02.1880 die Operette beurteilt, [...] die, auch wenn sie weniger originell ist als als Fatinitza und Boccaccio, dennoch einen großen Erfolg errungen hat [...] zu welche(r) Suppé eine durchaus frische und melodische Musik geschrieben hat.“
u.a.