Bearbeitung Galathee

Die schöne Galathée (Bearbeitungen)
Die meisten Bearbeitungen von Suppés Werken musste Die schöne Galathée über sich ergehen lassen, und dies, obwohl doch dieses kleine Werk, wie es Anton Würz in Reclams Operettenführer so schön ausdrückte, "...eine der vollkommensten Bühnenschöpfungen Suppés" darstellt. Am widersinnigsten erscheinen Bearbeitungen, bei denen man die doch schon 1865 antike Geschichte einer zum Leben erwachten Statue zu modernisieren trachtet. So gab es 1929 für Darmstadt eine Fassung von Edwin Benby, in welcher Galathée zum Modellkleid (nebst Inhalt?) des Modeschöpfers Pygmalion wird.

Ludwig Bender und August Peter Waldenmaier, die auch schon Banditenstreiche und Dichter und Bauer bearbeitet hatten, versuchten, den Text durch ein "saloppes Deutsch" zu modernisieren, griffen in die Instrumentation ein und nahmen dem Stück den schönen Chor.

Eine Version der Wiener Volksoper von 1981 von Robert Herzel (Text) und Rudolf Bibl (Musik) bescherten dem von Suppé stiefmütterlich behandelten Pygmalion eine eigene Arie, die Material der Ouvertüre verwendete, das im Stück sonst nicht vorkommt. Mydias erhielt eine zusätzliche Ariette, dafür entfiel wieder der Chor.

Eine Fassung der Berliner Lindenoper von 1982 von Horst Bomet/Emil Hübner (Text) und Rovert Hanell (Musik) ließ wenigsten die Musik weitgehend unangetastet, schärfte nur den Text und "vermännlichte" die ursprüngliche Hosenrolle des Ganymed.

Eine der radikalsten Neufassungen gab es bereits 1932 am Kabarett der Komiker am Kurfürstendamm. Nach großen Erfolgen mit Operettenproduktionen durch die Komische Oper, das Metropoltheater und den Admiralspalast musste auch im Kabarett unbedingt eine Operette her. Hierzu musste die Operette für kabarettistische Zwecke angepasst und natürlich auch die Orchestrierung auf die im Kabarett mögliche Orchesterbesetzung reduziert werden, womit man der Musik Suppés bereits Gewalt antut. Warum dann aber aus einem Akt zwei mit insgesamt fünf Bildern gemacht werden mussten, bleibt rätselhaft, zumal der erste Akt, der in einer Athener Zeitungsredaktion spielt, ironischerweise gerade von der Presse als unnötig empfunden wurde. Sinnigerweise benutzt der zweite Akt das originale Buch, trotzdem wurde insgesamt auch andere Musik von Suppé verwendet, was aber bei gleicher Länge des Gesamtstückes bedeuten muss, dass andere Nummer gestrichen oder gekürzt werden mussten. Verantwortlich für diese Umarbeitung, die mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, zeichneten die Kabarettisten Kurt Robischek und Paul Morgan und der Operettenstar Max Hansen für den Text sowie Wilhelm Groß für die Musik.

1940 gab es auf Grundlage der Kabarettfassung von 1932 eine weitere Version. Da man aber nicht mehr auf den Text der zum Teil jüdischen Autoren zugreifen konnte, musste das Thema neu abgehandelt werden. Aldo von Pinelli und Erich Eber schrieben ein neues Libretto, welches das Geschehen in sieben Bildern abhandelte und mit Gelonida, einer Verkäuferin bei Mydas und drei Assistentinnen Pygmalions neue Figuren einführte. Galathée tritt zuerst im Olymp als Göttin der Beziehungen, Korruptia, auf, die beschließt, mit Blacky, dem Gott des Schwarzhandels, auf die Erde zu ziehen, wozu man auch Nierosta, den Gott, der Eisen wachsen lies, überredete und der sich dort in den Mydas wandeln sollte. Die musikalische Bearbeitung lag bei Theo Mackeben, der sich durch seine Dubarry Bearbeitung Karl Millöckers als Bearbeitungspezialist ausgewiesen hatte. Neben der Integrierung des G-Dur-Walzers aus der Ouvertüre in das Stück, der im Original ja nicht vorkommt, scheute er auch nicht davor zurück, einen Foxtrott und einen Cancan in das Stück einzufügen. Durch die erweiterte Handlung und die hinzugefügte Musik wurde diese Fassung in der Inszenierung von Viktor de Kowa abendfüllend.

Die Tradition der kabarettistischen Galathée wurde 2005 fortgeführt von der Musikalischen Komödie Berlin e.V. mit Künstlern der ehemaligen Ostberliner Theaterszene. Die ebenfalls abendfüllende Produktion unter dem Titel Die Primadonna von Leitmeritz oder Die schöne Galathée nach einem Buch von Hans Dieter Arnold, dem ehemaligen Chefdramaturgen des Metropoltheaters, spielt zunächst im Wien des 19. Jahrhunderts. Lizzy, die verkrachte Sängerin aus Leitmeritz und ihre verfressene Souffleuse Fritzi treffen auf den im Konkurs befindlichen Theaterdirektor Zangler und beschließen im weiteren Verlauf der Rahmenhandlung, Die schöne Galathée aufzuführen. Aus Lizzy wird bei der Aufführung in der Aufführung Galathée, aus Fritzi Ganymed, aus Zangler Pygmalien und aus der Wirtin der Rahmenhandlung wird Mydas, demnach eine weitere Hosenrolle. Der ehemalige Kapellmeister des Metropoltheaters, Werner Schiecke, reduzierte Suppés meisterhafte Instrumentation auf Klavier, Klarinette und Kontrabass.

Keine Rahmenhandlung, sondern eine erweiterte Handlung im Stil des Altwiener Volkstheaters schufen Ruth Kerry (Text) und Paul Anger (musikalische Bearbeitung) 1967 für das Landestheater Salzburg. Der urwienerische Typ der Zenzi Mödlhammer, die anachronistisch im antiken Griechenland lebt und mit Pygmalion liiert ist, hat diesem Modell für seine Statue gestanden. Pygmalion ist mit ihrem aufwändigen Lebenswandel nicht einverstanden und so verlässt Zenzi ihn im Streit. Nun erst bittet Pygmalion die Göttin Venus um Erweckung seiner Statue. Die nun folgende originale Handlung wird noch durch den Auftritt einiger Gläubiger angereichert, die aber von der erwachten Galathée ebenso wie alle anderen Männer um den Finger gewickelt werden. Am Ende der wieder dem Original entsprechenden Handlung, nach der erneuten Versteinerung der Galathée, kehrt Zenzi reumütig zu ihrem Pygmalion zurück, der sie aufgrund seiner noch schlimmeren Erfahrungen mit der Galathée gerne wieder aufnimmt. Zur Versöhnung tanzen beide nach dem berühmten G-Dur-Walzer aus der Ouvertüre, wobei die Integration dieses Musikstückes nicht zwingend gelungen scheint. Zusätzlich zu diesem Walzer hat Paul Angerer noch folgende Musikstücke aus anderen Werken Suppés mit aufgenommen: eine Soloarie für Pygmalion aus der ebenfalls schon bearbeiteten Operette Die große Unbekannte, das Versöhnungsduett und die beiden Finali aus der posthumen Bearbeitung der Operette Das Modell  (Ursprüngliche Herkunft vermutlich Freigeister) sowie das Streitduett aus Donna Juanita. Die versuchte Symbiose Volkstheater/Operette erscheint schon deswegen in kritischem Licht, da Suppé sich ja gerade mit der Galathée von seiner nun fast über 25-jährigen Tätigkeit als Komponist von Volkstheatermusik absetzen wollte und das Werk als "komisch-mythologische Oper" bezeichnet hatte. Eine Symbiose ist auch insofern misslungen, da beide Teile - Original und Volkstheaterhandlung - regelrecht auseinanderfallen. Letztere fällt durch weitschweifende, nicht allzu geistreiche Dialoge und wenig Musik auf während der Originalteil nach wie vor mit seinen knappen Dialogen auskommt.

Eine weitere abendfüllende Version gab es 1974 am Wiener Raimundtheater (Buch Oskar Willner, Musikbearbeitung Frieder Meschwitz). Statt dem Chor wurde ein Ballet eingesetzt, um die Handlung zu strecken wurde als zusätzliche Figur eine Haushälterin des Pygmalion eingefügt und das Erwecken der Galathée geschah durch sie selbst, die sich damit gegen die Zerstörung durch Pygmalion wegen dessen Erfolglosigkeit zur Wehr setzte.

1988 erschien in der Wiener Kammeroper noch eine abendfüllende Version durch Kurt Huemer, die stark nach Mackeben zu schielen schien, denn dort tritt ebenfalls eine Figur namens Gelonida auf.

u.a.
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